Verena Enderlin

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Das Stück von Markus Manfred Jung spielt im Jahr 1766 nach den Salpetereraufständen und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Gerda von Gries.

Verena Enderlin eine Bäuerin vom Hotzenwald ist zu Anfang des Stückes auf Betteltour im Rheintal. Zwei schlechte Sommer haben die Lebensbedingungen der Familie immens verschlechtert. Unterwegs gerät sie in die Versteigerung der Oberen Mühle. Der scheinbar reiche Müller muss alles verkaufen, um seine Schulden bezahlen zu können. Er will mit seiner Familie ins Banat auswandern. Verena tröstet die unglückliche Müllerin.
In Murg kehrt die geschwächte und verzweifelte Verena bei Verwandten, der Fährmannsfamilie, ein. Sie darf über Nacht bleiben und man gibt ihr auch Essen für daheim mit. Bei Tisch geht es um die Armut auf dem Wald, um die jüngsten Salpeterergeschichten, da angeblich ein Rückkehrer aus der Gefangenschaft aufgetaucht sein soll, und um den Wunsch der Fährmannstochter Barbara, ihrem Verlobten ins Banat zu folgen.
Auf dem Heimweg trifft Verena ihren Oheim. Sie schuldet ihm viel Geld und bittet ihn nicht nur um Aufschub sondern in ihrer Verzweiflung erneut um einen Kredit. Dies lehnt der Oheim strikt ab, denn er war von Anfang an gegen ihre Heirat mit Josef Enderlin, er hält ihn für einen Taugenichts. Zwar ist er bereit ihr ohne weitere Forderungen all ihre Schulden zu erlassen, kündigt ihr aber damit die Verwandtschaft und jede weitere Hilfestellung auf. Als Grund dafür, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben will, gibt er Verfehlungen ihres Mannes an, von denen Verena aber nichts weiß.
Die verunsicherte Frau trifft am Wegkreuz auf den pestkranken Preuß der tatsächlich aus der Verbannung zurückgekehrt ist. Sie hilft ihm, und er nimmt ihr das Versprechen ab, ihn nach seinem unmittelbar bevorstehenden Tod zu verbrennen.
Endlich zu Hause angekommen versucht Verena unbemerkt von ihren beiden älteren Buben ins Haus zu kommen, weil sie wegen ihres Kontaktes mit dem Pestkranken alle Kleider, die Schuhe und auch das geschenkte Essen verbrennen muss. Die hungrigen Kinder sind verzweifelt.
Zum ersten Mal denkt auch Verena, trotz ihrer Liebe zur Heimat, daran, ins Banat auszuwandern. Ihr Mann Josef ist strikt dagegen. Peregrina ihre Freundin, die mit einem Tragkorb als Händlerin umherzieht, kommt mit ihrem Sohn und hilft der Familie aus der momentanen Not, sie bittet darum, ihren Sohn in Pflege bei Verena lassen zu dürfen und schlägt Verena vor zu versuchen als Hauslehrerin etwas Geld zu verdienen.
Schließlich verabschiedet sich Peregrina und deutet in einer Auseinandersetzung mit Verena, ebenso wie zuvor Verenas Oheim, Verfehlungen von Josef Enderlin an.
Nun gänzlich Misstrauisch geworden verfolgt Verena Ihren Mann in den Wald und belauscht ein Treffen mit Schmugglern und Räubern, bei dem klar wird, dass Josef in ungesetzliche Machenschaften verwickelt ist, ohne richtig zur Bande dazuzugehören. Sie belauscht, wie ihm aufgetragen wird, die Monstranz aus der Kirche zu stehlen.
Verena beherzigt Peregrinas Rat und versucht sich als Hauslehrerin für die Kinder der Nachbarn. Sie bemüht sich besonders um den behinderten und widerborstigen Pantle. Heiri, Peregrinas Sohn, setzt sich als pfiffiger Hilfslehrer in Szene. Bei einem von ihm inszenierten Spiel kommt es zum Streit mit Pantle. Josef Enderlin äußert sich anschließend sehr herabwürdigend über den behinderten Jungen.
Auf dem Heimweg von der Sonntagsmesse kommt es zu einer Aussprache zwischen Verena und Josef. Er versucht umzukehren, um den ihm erteilten Auftrag durchzuführen. Verena gelingt es, ihn von seinem Vorhaben abzubringen und zeigt als einzige Lösung, aus den Verstrickungen freizukommen, die Auswanderung ins Banat. Peregrina bestätigt sie in ihrem Vorhaben und hilft bei der Umsetzung. Während die Enderlins die Vorbereitungen zur Auswanderung treffen überredet einer der Räuber den behinderten Pantle, den Enderlins "einen Streich" zu spielen.
Dann geht alles ganz schnell und man sieht das Ehepaar Enderlin schockiert vor ihrem niedergebrannten Haus stehen. Peregrina berichtet von anstehender Hilfe und davon, dass Pantle der Brandstifter gewesen sei. Ohne Feste Habe ziehen die Enderlins in eine ungewisse Zukunft. Verena trifft im Aufbruch noch einmal auf Pantle und verzeiht diesem seine Tat.


Der Brief, den Verena ihrer Freundin Peregrina aus dem Banat schreibt, lässt auf einen positiven Ausgang ihres Schicksals hoffen, aber Verena kehrt schon ein Jahr später, 1768, ärmer als bei ihrer Abreise, krank und mit ihrem letzten noch lebenden Kind in den Hotzenwald zurück. Ihr Mann und die drei anderen Kinder sind im Banat an dem immer wiederkehrenden Sumpffieber gestorben. Zehn Tage nach ihrer Rückkehr in die Heimat stirbt auch sie.

Sterbeeintrag im Pfarrbuch zu Murg vom 11. Januar 1768:
Die 11. Januarii: Hungaria, quo 11. Martii 1767 una cum marito Josephe Enderlin ac quattuor prolibus Josepho, Joanne, Jacobo et Anna Maria et quo in regno Hungaria maritus et filii Joannes, Jacobus ac filia Anna Maria brevi sunt defuncti: una cum superstite filio Josepho redux. Sed infirma et loquela destituta pervenit die prima Januarii ad locum Rhinem, ibibdem a me sacramentali absolutione et extrema unctione munita supremum clausit diem, corpus autem exanime die 12. sepultura est donatum. Vixit annos in valle miseriarum in circa 37.

was auf Deutsch in etwa so lautet:
Am 11. März 1767 wanderte Josef Enderlin mit seiner Frau und seinen vier Kindern Josef, Johannes, Jakobus und Anna Maria nach Ungarn aus. Kurz darauf starben im Königreich Ungarn der Ehemann und die Söhne Johannes und Jakobus mit der Tochter Anna Maria. Seine Ehefrau kehrte mit dem überlebenden Sohn Josef heim und kam am 1. Januar 1768 krank und mittellos nach Rhina zurück. Dort beschloss sie am 11. Januar 1768, von mir mit den heiligen Sterbesakramenten und der letzten Ölung versehen, ihr Leben. Ihr entseelter Leib wurde am 12. Januar 1768 begraben, nachdem sie ungefähr 37 Jahre dieses Jammertal durchwandert hatte.